SteckersolargerĂ€te, auch bekannt als Balkonkraftwerke, ermöglichen es Privatpersonen, selbst Strom zu erzeugen â unkompliziert, kostengĂŒnstig und ohne groĂe Umbauten. Besonders in MehrfamilienhĂ€usern bieten sie groĂes Potenzial, den Eigenverbrauch zu senken und die Energiekosten nachhaltig zu reduzieren.
Doch wie gelingt die Umsetzung in der Praxis? Welche technischen und rechtlichen Voraussetzungen mĂŒssen erfĂŒllt sein? Und wie lassen sich Speicherlösungen sinnvoll integrieren?
In diesem Beitrag erfĂ€hrst du Schritt fĂŒr Schritt, wie du ein SteckersolargerĂ€t in einem Mehrfamilienhaus erfolgreich einsetzt â von der Planung bis zur Inbetriebnahme.
Installation von Balkonkraftwerken in MehrfamilienhÀusern
In einem Mehrfamilienhaus kann nicht jeder einfach nach Belieben eine Solaranlage anbringen â die Abstimmung mit dem Vermieter oder der EigentĂŒmergemeinschaft ist unerlĂ€sslich. In der Regel ist die Zustimmung erforderlich, da durch die Installation bauliche VerĂ€nderungen entstehen oder die AuĂenwirkung des GebĂ€udes beeinflusst wird.
Besonders hilfreich ist es, wenn bereits eine einheitliche Regelung fĂŒr alle Bewohner getroffen wurde â etwa zur Positionierung, Ausrichtung oder zum optischen Erscheinungsbild der Module.
Um die Zustimmung zu erleichtern, lohnt es sich, gut vorbereitet in das GesprÀch zu gehen. Ein kleines Infoblatt oder eine kurze PrÀsentation mit Vorteilen, Beispielkosten und möglichen Einsparungen helfen, Bedenken zu zerstreuen.
Wichtig ist der Hinweis, dass Balkonkraftwerke leicht rĂŒckbaubar sind, keine dauerhaften baulichen Eingriffe erfordern und langfristig zur Senkung der Stromkosten beitragen können â sowohl fĂŒr den Einzelnen als auch fĂŒr die gesamte Hausgemeinschaft.
Technische Voraussetzungen und Sicherheit
Auch wenn SteckersolargerĂ€te fĂŒr den Laien unkompliziert wirken, sollten sie immer unter Beachtung technischer Standards installiert werden. Besonders wichtig ist die Art der Steckdose: Ideal ist der Anschluss ĂŒber eine sogenannte Wieland-Steckdose, da sie den Sicherheitsanforderungen fĂŒr Einspeisungen ins Hausnetz besser entspricht.
In vielen FĂ€llen ist jedoch auch der Anschluss an eine normale Schuko-Steckdose möglich, sofern ein FI-Schutzschalter vorhanden ist und der Stromkreis den technischen Anforderungen genĂŒgt.
Bevor das GerĂ€t in Betrieb genommen wird, sollte ein Elektriker den Stromkreis ĂŒberprĂŒfen. Besonders in Ă€lteren GebĂ€uden kann es sein, dass Leitungen oder Sicherungen nicht fĂŒr die zusĂ€tzliche Einspeisung ausgelegt sind.
Weiterhin muss das verwendete GerĂ€t den geltenden Normen entsprechen â insbesondere der DIN VDE V 0126-95, die sicherstellt, dass sich das GerĂ€t bei Stromausfall automatisch vom Netz trennt und somit keine Gefahr fĂŒr Monteure oder Feuerwehrleute besteht.
Schritt-fĂŒr-Schritt zur sicheren Installation
Damit dein Balkonkraftwerk sicher und effizient arbeitet, solltest du folgende Schritte beachten:
- Standort prĂŒfen: Ideal sind SĂŒdbalkone oder Standorte mit West- oder Ostausrichtung, möglichst ohne Verschattung durch BĂ€ume, DachĂŒberstĂ€nde oder andere GebĂ€ude. Je mehr direkte Sonneneinstrahlung, desto höher der Ertrag.
- Modul befestigen: Je nach Wohnsituation kannst du die Module am BalkongelĂ€nder, auf einem TerrassenstĂ€nder oder mit einer Wandhalterung montieren. Wichtig ist eine stabile, wetterfeste Befestigung, die Windlasten standhĂ€lt und keine Gefahr fĂŒr andere darstellt â insbesondere bei höheren Stockwerken.
- Verkabelung sicher verlegen: Nutze UV-bestĂ€ndige Kabel und achte darauf, dass sie nicht zur Stolperfalle werden oder durch Fenster eingeklemmt sind. Die Kabel sollten möglichst geschĂŒtzt und fest verlegt werden â idealerweise entlang von WĂ€nden oder durch KabelkanĂ€le.
- Anmeldung nicht vergessen: Jedes SteckersolargerĂ€t muss im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur angemeldet werden â das geht online und ist in wenigen Minuten erledigt. ZusĂ€tzlich fordern viele Netzbetreiber eine formlose Anzeige der Inbetriebnahme.
- Stromertrag ĂŒberwachen: Mithilfe von WLAN-fĂ€higen Steckdosen oder kleinen Smart-Plugs kannst du den erzeugten Strom bequem am Smartphone oder PC kontrollieren. So bekommst du ein gutes GefĂŒhl dafĂŒr, wie viel Energie dein System liefert und wie stark du vom Netzstrom unabhĂ€ngig wirst.
Vorteile von Steckerspeichern
Balkonkraftwerke erzeugen tagsĂŒber zuverlĂ€ssig Strom â genau dann, wenn viele Haushalte gar nicht zu Hause sind. Abends hingegen, wenn der Energiebedarf steigt, liefern die Module keinen Strom mehr. Genau hier kommen Steckerspeicher ins Spiel: Sie speichern ĂŒberschĂŒssige Energie, die tagsĂŒber erzeugt wird, und stellen sie spĂ€ter â etwa in den Abendstunden â wieder zur VerfĂŒgung. So lĂ€sst sich der Eigenverbrauch deutlich erhöhen und der Bezug von Netzstrom reduzieren.
Was ist ein Steckerspeicher?
Ein Steckerspeicher ist ein kompakter Batteriespeicher mit einer KapazitĂ€t zwischen 0,5 und 2 Kilowattstunden. Er ist speziell dafĂŒr entwickelt, mit einem Balkonkraftwerk zusammenzuarbeiten. Der Speicher wird direkt in das Hausnetz eingebunden und erkennt automatisch, wann ĂŒberschĂŒssiger Strom zur VerfĂŒgung steht.
Dieser wird gespeichert und bei Bedarf wieder ins Netz des Haushalts eingespeist â etwa dann, wenn der Fernseher lĂ€uft, das Licht eingeschaltet ist oder die Waschmaschine abends benutzt wird.
Mehr Eigenverbrauch, mehr UnabhÀngigkeit
Ohne Speicher wird ein GroĂteil des erzeugten Stroms â meist ĂŒber 60âŻ% â ins öffentliche Netz eingespeist, da der Energiebedarf in vielen Haushalten wĂ€hrend der Sonnenstunden gering ist. Mit einem Speicher kann dieser Anteil deutlich gesenkt werden. Der Eigenverbrauch steigt je nach GröĂe und Verbrauchsverhalten auf bis zu 70âŻ%, was sich direkt in niedrigeren Stromrechnungen bemerkbar macht.
Ein weiterer Vorteil ist die höhere UnabhĂ€ngigkeit vom Energieversorger. Wer mehr selbst erzeugten Strom nutzt, ist weniger von steigenden Strompreisen betroffen und schĂŒtzt sich langfristig vor höheren Energiekosten. Besonders in MehrfamilienhĂ€usern, in denen viele GerĂ€te abends gleichzeitig laufen, können Steckerspeicher auch zur Stabilisierung des internen Hausnetzes beitragen. Sie helfen dabei, Lastspitzen abzufangen und die Gesamtbelastung zu verteilen.
Was kosten Speicher â und lohnt sich das?
Der zusĂ€tzliche Kauf eines Speichers erhöht natĂŒrlich die Anfangsinvestition. Doch die langfristige Ersparnis kann sich lohnen. Hier ein typisches Beispiel:
GerÀtetyp | Kosten | Einsparung pro Jahr | Amortisation |
600âŻW Balkonkraftwerk | ca. 700âŻâŹ | ca. 180â200âŻâŹ | ca. 4 Jahre |
+ 1âŻkWh Speicher | ca. 650âŻâŹ | + ca. 90âŻâŹ | ca. 7 Jahre |
Ein Balkonkraftwerk mit 600âŻW kostet durchschnittlich rund 700âŻEuro und spart pro Jahr etwa 180 bis 200âŻEuro an Stromkosten ein. Ein zusĂ€tzlicher Steckerspeicher mit einer KapazitĂ€t von 1âŻkWh kostet etwa 650âŻEuro. Er bringt eine weitere jĂ€hrliche Einsparung von rund 90âŻEuro. Damit amortisiert sich die Gesamtlösung aus Balkonkraftwerk und Speicher in rund sieben Jahren â bei weiter steigenden Strompreisen sogar schneller.
Worauf du beim Kauf achten solltest
Beim Kauf solltest du darauf achten, dass der Speicher speziell fĂŒr den Einsatz mit Balkonkraftwerken entwickelt wurde. Solche Systeme lassen sich in der Regel einfach nachrĂŒsten, benötigen keine komplizierte Verkabelung und sind mit den gĂ€ngigen Mikro-Wechselrichtern kompatibel.
Manche Speicher lassen sich sogar ĂŒber eine gewöhnliche Steckdose einbinden. Wichtig ist auch, dass der Speicher ĂŒber ein intelligentes Lademanagement verfĂŒgt, damit der Strom genau dann genutzt wird, wenn er am meisten gebraucht wird.
Praxisbeispiele aus MehrfamilienhÀusern
Die Nutzung von Balkonkraftwerken und gemeinschaftlichen Solarlösungen ist lĂ€ngst keine Ausnahme mehr. Immer mehr EigentĂŒmergemeinschaften und Mieter entdecken die Vorteile dieser dezentralen Energieversorgung. Die folgenden zwei Beispiele zeigen, wie unterschiedlich, aber gleichzeitig erfolgreich solche Projekte in der Praxis umgesetzt werden können.
Berliner Hausgemeinschaft mit Dachanlage und individuellen Balkonkraftwerken
In einem Mehrfamilienhaus in Berlin hat sich eine EigentĂŒmergemeinschaft dazu entschlossen, die vorhandene DachflĂ€che fĂŒr eine zentrale Photovoltaikanlage zu nutzen. Die erzeugte Energie wird primĂ€r fĂŒr die Allgemeinbereiche verwendet â darunter Flurbeleuchtung, AufzĂŒge, Keller und ein gemeinsamer Waschraum. Dadurch konnten die Betriebskosten fĂŒr diese FlĂ€chen um etwa 25âŻ% gesenkt werden.
ZusĂ€tzlich hat die Gemeinschaft den einzelnen Bewohnern ermöglicht, eigene Balkonkraftwerke auf den jeweiligen Balkonen zu installieren. So profitieren die Haushalte nicht nur von gĂŒnstigeren Gemeinschaftskosten, sondern auch individuell von niedrigeren Stromrechnungen.
Im Schnitt liegt die jĂ€hrliche Ersparnis pro Wohnung bei etwa 150 bis 200âŻEuro. Besonders positiv: Die gemeinsame Planung hat das Wir-GefĂŒhl gestĂ€rkt und die Akzeptanz fĂŒr das Thema Solartechnik im gesamten Haus deutlich erhöht.
Einheitliches Balkonkraftwerk-Konzept in einem Hamburger Mehrparteienhaus
Ein weiteres gelungenes Beispiel kommt aus Hamburg. Dort hat eine EigentĂŒmerversammlung entschieden, Balkonkraftwerke fĂŒr alle Bewohner grundsĂ€tzlich zu erlauben â allerdings unter einer klaren Bedingung:
Es sollten einheitliche ModulgröĂen und -designs verwendet und diese nach einem optisch abgestimmten Montageschema angebracht werden. Auf diese Weise wurde verhindert, dass das Ă€uĂere Erscheinungsbild des Hauses unruhig oder uneinheitlich wirkt.
Die Entscheidung zur Standardisierung hatte gleich mehrere Vorteile. Zum einen konnten die Module in einer Sammelbestellung geordert werden, was allen Beteiligten einen Preisvorteil von rund 15âŻ% einbrachte.
Zum anderen sorgte die einheitliche Lösung dafĂŒr, dass mögliche Diskussionen ĂŒber Optik, Sicherheit oder QualitĂ€t im Vorfeld vermieden wurden. FĂŒr viele EigentĂŒmer war der geringere Einstiegspreis ein zusĂ€tzlicher Anreiz, sich ĂŒberhaupt mit dem Thema Balkonkraftwerk zu beschĂ€ftigen.
Tipps zur Umsetzung in MehrfamilienhÀusern
Wer in einem Mehrfamilienhaus ein Balkonkraftwerk installieren möchte, sollte sich frĂŒhzeitig mit den notwendigen Schritten und Rahmenbedingungen auseinandersetzen. Mit einer guten Vorbereitung und dem richtigen Vorgehen lassen sich nicht nur technische HĂŒrden ĂŒberwinden, sondern auch mögliche Vorbehalte innerhalb der Hausgemeinschaft ausrĂ€umen.
FrĂŒhzeitig und transparent kommunizieren
Der erste Schritt auf dem Weg zur eigenen Solarlösung ist eine offene Kommunikation mit allen Beteiligten. Gerade in Miet- oder Eigentumsgemeinschaften gilt: Je besser der Austausch, desto gröĂer die Akzeptanz. Es lohnt sich, frĂŒhzeitig das GesprĂ€ch mit dem Vermieter oder der EigentĂŒmergemeinschaft zu suchen. In vielen FĂ€llen hilft es, konkrete Informationen bereitzustellen â etwa ĂŒber die Funktionsweise, den Nutzen und die Sicherheit von Balkonkraftwerken.
Besonders wirkungsvoll ist es, Beispiele aus anderen Wohnanlagen aufzuzeigen, bei denen solche Anlagen bereits erfolgreich im Einsatz sind. Ein Aushang im Treppenhaus mit den wichtigsten Fakten oder sogar eine kleine Info-Veranstaltung kann ebenfalls helfen, VerstÀndnis zu schaffen und Fragen zu klÀren.
Wichtig ist dabei, den Nutzen nicht nur fĂŒr den Einzelnen, sondern auch fĂŒr die Gemeinschaft hervorzuheben â zum Beispiel durch geringere Nebenkosten oder eine Aufwertung des Wohnumfelds.
Fachliche UnterstĂŒtzung einholen
Auch wenn Balkonkraftwerke fĂŒr den Laien einfach erscheinen, ist es sinnvoll, sich technische UnterstĂŒtzung zu holen. Ein Fachbetrieb fĂŒr Solartechnik kann helfen, das passende System auszuwĂ€hlen und die Sicherheit der Installation zu gewĂ€hrleisten. Besonders bei Fragen zur Stromkreisanbindung oder zur Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben ist professionelle Beratung empfehlenswert.
DarĂŒber hinaus lohnt sich der Kontakt zu einem Energieberater. Dieser kann nicht nur die RentabilitĂ€t einschĂ€tzen, sondern auch ĂŒber mögliche Fördermittel informieren und bei der Beantragung unterstĂŒtzen.
Wer rechtliche Unsicherheiten hat â etwa als Mieter â kann sich zusĂ€tzlich an Mietervereine oder die Verbraucherzentrale wenden. Dort gibt es hilfreiche Informationen zu den Rechten und Pflichten rund um das Thema Balkonkraftwerke.
Fördermöglichkeiten clever nutzen
Ein groĂer Vorteil beim Kauf von Balkonkraftwerken und Steckerspeichern ist die finanzielle UnterstĂŒtzung durch staatliche Programme. Ăhnlich wie bei Förderprogrammen fĂŒr WĂ€rmepumpen fĂ€llt seit 2023 bundesweit die Umsatzsteuer auf Solaranlagen fĂŒr private Haushalte weg â das senkt den Kaufpreis deutlich. ZusĂ€tzlich gibt es in vielen BundeslĂ€ndern und StĂ€dten spezielle Förderprogramme, die den Einstieg noch attraktiver machen.
In Nordrhein-Westfalen etwa erhalten Verbraucher ĂŒber das Programm âprogres.nrwâ einen Zuschuss von bis zu 200 Euro pro Anlage. In Bayern werden zusĂ€tzlich Stromspeicher gefördert â die Höhe richtet sich meist nach der KapazitĂ€t des Speichers. Auch auf kommunaler Ebene existieren Boni, zum Beispiel in StĂ€dten wie MĂŒnchen oder Freiburg, wo Mieter mit einmaligen ZuschĂŒssen unterstĂŒtzt werden.
Wichtig zu wissen: In der Regel mĂŒssen FörderantrĂ€ge vor dem Kauf gestellt werden. Wer sich nicht rechtzeitig darum kĂŒmmert, verschenkt unter UmstĂ€nden mehrere hundert Euro an UnterstĂŒtzung. Eine frĂŒhzeitige Recherche lohnt sich also â oft ist es der entscheidende Schritt, damit sich die Investition langfristig rechnet.
Fazit & Ausblick
Balkonkraftwerke und Steckerspeicher sind eine echte Chance, auch in MehrfamilienhĂ€usern aktiv zur Energiewende beizutragen â und dabei bares Geld zu sparen. Mit guter Planung, einer klaren Kommunikation und dem richtigen technischen Setup lassen sich auch in urbanen Wohnlagen nachhaltige Energielösungen umsetzen.
Wer heute in ein einfaches Steckersolarsystem investiert, spart langfristig Stromkosten, steigert seine UnabhĂ€ngigkeit und macht seine Immobilie attraktiver â fĂŒr sich selbst und fĂŒr zukĂŒnftige Generationen.
Ăber den Autor: David Grenda
David Grenda ist Mitinhaber der Firma GIEDORF und Experte fĂŒr WĂ€rmepumpen, Photovoltaik und Smart Home Technologien. Mit seiner Leidenschaft fĂŒr nachhaltige Energielösungen setzt er sich dafĂŒr ein, innovative und umweltfreundliche Konzepte zugĂ€nglich zu machen. Sein Ziel ist es, moderne Technologien so einzusetzen, dass sie sowohl den Alltag erleichtern als auch einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten.